Verändere dein Leben im Schlaf!

„Ohne Fleiß kein Preis“ oder „Sich regen bringt Segen“ – diese bekannten Sprichwörter zeigen, dass die meisten von uns Veränderung mit harter Arbeit verbinden. Es gibt allerdings eine Möglichkeit, Veränderung buchstäblich im Schlaf herbeizuführen, während du nichts tust, außer zu liegen und zu entspannen.

Das Geheimrezept heißt Yoga Nidra. Der „yogische Schlaf“, wie viele diese Meditationspraxis nennen, wartet nämlich mit einem besonderen Extra auf: Du formulierst zu Beginn einen Vorsatz, das sogenannte Sankalpa. Dieser Vorsatz weist deinem Leben die Richtung und kann der Beginn einer großen Veränderung sein. 

Was ist Yoga Nidra?

Um zu verstehen, warum das Sankalpa im Yoga Nidra so wirkungsvoll ist, müssen wir uns anschauen, was Yoga Nidra genau ist. 

Yoga Nidra ist Schlaf mit einer kleinen Spur von innerer Aufmerksamkeit. Du ziehst alle deine Sinne zurück – bis auf das Gehör – und gelangst dadurch in einen tiefen Entspannungszustand. Dein Bewusstsein befindet sich während der Praxis genau an der Schwelle zwischen Wachsein und Schlaf. 

Wenn du wach bist, bewegen sich deine Gehirnwellen im so genannten Beta-Bereich (13-30Hz). Du bist aufmerksam, denkst aktiv nach, beteiligst dich an Gesprächen oder triffst Entscheidungen. Den überwiegenden Teil des Tages befindest du dich auf dieser Frequenz. Die Traumphase ist dagegen von Theta-Wellen gekennzeichnet (4-8Hz). Hier dominiert das Unterbewusstsein. Unterdrückte Ängste, Emotionen oder Wünsche können sich hier Bahn brechen. 

In Yoga Nidra befindest du dich genau zwischen diesen beiden Frequenzen – an der Grenze zwischen Wachsein und Schlaf. Im Zustand der Alpha-Wellen (8-12Hz) bist du tief entspannt, aber bewusst, sogar beim Träumen. Diese Phase wird auch „hypnagogischer Zustand“ genannt. Wir durchlaufen ihn meist für drei bis fünf Minuten, kurz bevor wir einschlafen. Durch Yoga Nidra können wir diesen Zustand ausdehnen. Unser Bewusstsein balanciert dabei für einige Zeit an der Grenze zwischen Wachen und Schlaf. 

In diesem Zustand ist dein Unterbewusstsein besonders aufnahmefähig. Daher formulierst du dein Sankalpa zu Beginn der Yoga-Nidra-Praxis und wiederholst es noch einmal gegen Ende. So kann es sich richtiggehend einprägen. „Das Sankalpa ist ein Same, den du erzeugst und dann in das Beet deines Bewusstseins säst“, schreibt Swami Satyananda Saraswati, der Yoga Nidra in der westlichen Welt verbreitet hat. Es wird dann wahrsten Sinne des Wortes zum heilenden Ritual (san = positiv, gut, heilend; kalpa = Ritual).

Wie finde ich mein Sankalpa?

„Du merkst, dass du das richtige Sankalpa für dich gefunden hast, wenn Du immer wieder darauf zurückkommst und daraus Kraft schöpfst“, erklärt Barbara Seitz, Yogalehrerin und -therapeutin aus Ingelheim. Die studierte Sportwissenschaftlerin betrachtet Gesundheit ganzheitlich und bedient sich daher unterschiedlicher Disziplinen – von Yoga über Klänge und Musik bis hin zu Ernährung und Coaching. Im Januar hat sie einen Workshop zum Thema „Sankalpa“ abgehalten. Ziel war es, dem eigenen Sankalpa ein Stück näher zu kommen und nicht den kurzlebigen guten Vorsätzen zu verfallen. Ich habe mich mit Barbara in der aktuellen Podcast-Folge darüber unterhalten, wie das genau funktioniert.

„Ein Sankalpa muss reifen und braucht Zeit“, sagt Barbara Seitz, Diplom-Sportwissenschaftlerin und Yoga-Lehrerin. Foto: Barbara Seitz

„Wichtig ist es, sich von der Vorstellung zu lösen, dass es hier ein Richtig oder Falsch gibt“, betont Barbara. Letztendlich erfordert es vor allem einiges an Geduld, um das eigene Sankalpa zu entdecken. Während manche von uns bereits ganz genau wissen, was sie in ihrem Leben verändern möchten, haben andere nur ein unbestimmtes Gefühl, das sie nicht greifen können. „Hier kann es hilfreich sein, Tagebuch zu führen und festzuhalten, was einen gerade beschäftigt“, empfiehlt Barbara. Überhaupt ist es gut, sich über den Tag hinweg bewusst zu beobachten und wahrzunehmen, welche Themen sich entwickeln. Meditation kann in diesem Zusammenhang eine sehr kraftvolle Unterstützung bieten. 

Was aber, wenn ich noch nicht einmal weiß, in welchem Bereich meines Lebens ich die Suche nach einem Sankalpa beginnen soll? Barbara rät zum Coaching-Tool „Zielscheibe des Lebens“. „Sie funktioniert wie ein Filter“, erklärt sie. „Du erkennst, welche Bereiche im Leben dir gerade besonders wichtig sind und auch, wo du dir Veränderungen wünschst.“

Du kannst die Zielscheibe des Lebens hier herunterladen.

Wie sollte ein Sankalpa formuliert sein?

Ein Sankalpa ist eine einfache, positive Botschaft an dich selbst. Idealerweise ist das Sankalpa so formuliert, als hätte es sich bereits erfüllt. Also „Ich bin gesund und voller Energie“ statt „Ich möchte gesund werden und mehr Energie haben“. 

Grundsätzlich sollte das Sankalpa nicht zu detailliert sein. Swami Satyananda Saraswati geht sogar so weit zu sagen: „Wenn du es nur benutzt, um schlechte Angewohnheiten wie Rauchen oder Trinken loszuwerden, dann missbrauchst du es.“ Mein eigener Yoga-Nidra-Lehrer hat folgendes Bild zur Verdeutlichung genutzt: Stell dir das Sankalpa wie einen Schirm vor. Wenn du dir also sagst: „Ich bin glücklich“, dann fällt alles weitere wie von selbst darunter: gute Beziehungen, Erfolg oder ausgewogene Ernährung.

“Schreibe das Sankalpa auf und lies es dir laut vor. Wenn es dich emotional berührt, wenn die Stimme zittert, wenn du feuchte Augen und Gänsehaut bekommst, wenn Bilder vor deinem geistigen Auge auftauchen, dann bist du auf dem richtigen Weg.”

Barbaras Nummer-1-Tipp für die Formulierung deines eigenen Sankalpas

Finde dein eigenes Sankalpa in der Meditation

In der aktuellen Podcast-Folge #36 erwarten dich viele weitere Hinweise von Barbara, wie du dich erfolgreich auf die Suche nach deinem Sankalpa machen kannst. Du erfährst außerdem, was der Unterschied zwischen Sankalpa und Affirmation ist, ob du das Sankalpa auch außerhalb der Yoga-Nidra-Praxis aktiv nutzen solltest oder wie dir negative Glaubenssätze dabei helfen können, dein Sankalpa zu finden.

In einer geführten Meditation kannst du gleich ausprobieren, ob sich dein individuelles Sankalpa vielleicht heute schon zeigt. Idealerweise beschäftigst du dich vorher mit der Zielscheibe des Lebens, damit du dich gleich mit dem Lebensbereich auseinandersetzen kannst, der dir momentan am wichtigsten ist.

Hör Interview und Meditation im Podcast „Meditation für mich“ auf der Podcast-Plattform deiner Wahl. Eine Liste mit Links zu allen verfügbaren Plattformen findest du hier: www.meditationfuermich.de/podcast

Erfahre mehr über Barbara Seitz 

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