Der innere Drang, es allen recht machen zu müssen, ist ein vertrauter Begleiter für viele von uns. Auf den ersten Blick mag diese Haltung wie eine positive Eigenschaft erscheinen: Wir streben nach Harmonie, wollen die Bedürfnisse anderer berücksichtigen und Konflikte vermeiden. Doch dieser innere Antreiber kann uns oft in Schwierigkeiten bringen – besonders dann, wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse vernachlässigen.
Die Last des “Allen-recht-machen-Wollens”
Das Bestreben, es allen recht machen zu wollen, führt oft dazu, dass wir unsere eigenen Wünsche zurückstellen. Am Ende des Tages fühlen wir uns ausgelaugt und unzufrieden. Vielleicht kennst du das Gefühl, ständig für andere da zu sein, aber nie wirklich Zeit für dich selbst zu haben. Dabei kann dieses Verhalten nicht nur zu innerem Stress führen, sondern auch zu einem Verlust des Respekts vor den eigenen Bedürfnissen. Auf Dauer kann das sogar dazu führen, dass wir den Kontakt zu uns selbst verlieren. Außerdem riskieren wir, dass andere unsere eigene Meinung nicht mehr ernst nehmen, wenn wir ständig „Ja“ sagen und uns anpassen.
Warum fällt es uns so schwer, Nein zu sagen?
Der Wunsch, es anderen recht zu machen, ist oft tief verwurzelt. Vielleicht hast du als Kind Anerkennung bekommen, wenn du keine Widerworte gegeben hast. Diese Muster setzen sich oft bis ins Erwachsenenalter fort. Häufig glauben wir unbewusst, unser Wert hänge davon ab, wie gut wir die Erwartungen anderer erfüllen.
Doch es ist unmöglich, es immer allen recht zu machen. Jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen. Wenn wir versuchen, alle glücklich zu machen, verlieren wir oft uns selbst dabei.
Achtsamkeit: Der Schlüssel zu mehr Selbstrespekt
Was also tun? Der erste Schritt ist, unsere eigenen Bedürfnisse wieder wahrzunehmen. Achtsamkeit kann uns dabei helfen, innezuhalten und uns zu fragen: „Tue ich das, weil ich es wirklich will, oder nur, um jemand anderem zu gefallen?“ Oft ist uns gar nicht bewusst, dass wir gerade wieder im Modus des „Allen-recht-machen-Wollens“ arbeiten.
Achtsamkeit hilft uns, diese Muster zu erkennen, ohne sie sofort bewerten zu müssen. Es geht darum, uns mit Mitgefühl und ohne Selbstkritik zu begegnen. So können wir lernen, achtsamer mit unseren eigenen Grenzen umzugehen und sie zu respektieren.
Die Balance zwischen Empathie und Selbstrespekt
Natürlich bedeutet das nicht, dass wir von heute auf morgen nur noch auf unsere eigenen Bedürfnisse achten und keine Rücksicht mehr auf andere nehmen. Es geht darum, eine gesunde Balance zu finden. Du kannst weiterhin einfühlsam und respektvoll mit anderen umgehen, aber ohne dabei deine eigenen Wünsche aus den Augen zu verlieren.
Wenn du das Gefühl hast, ständig Konflikte vermeiden zu müssen, frag dich: Bringt es langfristig wirklich Frieden, wenn ich meine Bedürfnisse immer hintanstelle? Oder könnte Offenheit und Klarheit – auch wenn sie kurzfristig unangenehm ist – zu mehr Wachstum und Verständnis führen?
Es kann auch hilfreich sein, dir bewusst die Erlaubnis zu geben, Nein zu sagen. Vielleicht fühlst du dich im ersten Moment unwohl, aber mit der Zeit wirst du merken, wie befreiend es ist, wenn du deinen eigenen Wünschen Raum gibst.
Meditation: Loslassen des inneren Antreibers
Meditation kann ein wunderbares Werkzeug sein, um den inneren Druck loszulassen. In meinem Podcast findest du in Folge 73 eine geführte Meditation, die dir hilft, in dich hinein zu spüren und den Wunsch, es allen recht machen zu wollen, achtsam zu reflektieren. Sie lädt dich ein, diesen Drang sanft loszulassen und mehr innere Ruhe zu finden. Hier findest du eine Übersicht, wo du den Podcast überall hören kannst. Oder du hörst gleich unten im Browser in die aktuelle Folge rein.
In der nächsten Folge geht es weiter mit dem dritten inneren Antreiber: „Ich muss stark sein.“